Seit 30 Jahren schreibt Dr. Manfred Strobl als freiberuflicher Journalist für zwei österreichische Branchen-Fachmagazine und zählt zu einem wichtigen Pressekontakt unserer Agentur. Der Absolvent der Universität für Bodenkultur lebt und arbeitet in Baden bei Wien. Zu seinen Hobbys zählen Sport, Geschichte und Musik, er ist Gitarrist der Swinging GmbH.
Manfred Strobl stand uns Rede und Antwort zu seinem Beruf und beantwortete uns fünf Fragen zum Thema PR in Fachmedien:
Welche Veränderungen und Entwicklungen gab es in den vergangenen 30 Jahren in Ihrer Tätigkeit als Journalist?
Strobl: Einerseits erleichterte der Einzug der EDV sowohl die Arbeit bei der Recherche als auch bei der Produktion. Für Fachartikel besuchte ich noch vor 20 Jahren Bibliotheken, Institute und Archive um an einschlägiges Fachwissen zu kommen. Mit Google, Wikipedia und Co. geht das jetzt vielfach vom eigenen Schreibtisch aus.
Wobei ich sagen muss, die besten Storys sind noch immer die, welche ich vor Ort recherchiere.
Daran hat sich für mich bis jetzt nichts verändert. Das persönliche Gespräch, die Verarbeitung persönlicher Eindrücke und die selbstgemachten Fotos sind das beste Ausgangsmaterial für hochwertige Information. Andererseits wurde innerhalb der Redaktionen auch der Leistungsdruck immer größer. Arbeiten, die früher z. B. von sieben fixen Mitarbeitern erledigt wurden, werden jetzt von fünf gemacht. Der Zeitgewinn, den die EDV der Branche brachte, wurde durch kleinere Teams wieder kompensiert. Die Branche insgesamt ist schnelllebiger geworden.
Viele Unternehmer schrecken davor zurück, mit Journalisten in Kontakt zu treten. Welche Does & Dont’s im Umgang mit Journalisten raten Sie unseren Lesern?
Strobl: Zurückschrecken ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung. Ich würde sagen, viele Unternehmer haben für sich noch nicht die Bedeutung bzw. den Nutzen von Öffentlichkeitsarbeit erkannt. Das ist oftmals umso erstaunlicher, da viele Betriebsleiter mit eigenen Ständen auf Fachmessen vertreten sind, aber keine Sekunde an Öffentlichkeitsarbeit, sprich Fachmedien denken. Es passiert leider immer wieder, dass ich Messestände besuche und auf die Frage nach Presseinformationen, Produktkataloge und Preislisten erhalte. Niemand ist scheinbar für Pressearbeit zuständig. Natürlich führe ich dann mit dem Geschäftsführer oder Vertriebsmanager ein Interview und entlocke ihm oder ihr die Neuigkeiten. Doch der nächste Journalist hinter mir hat wiederum das gleiche Problem wie ich.
Eine kurze Presseinformation über die Kernbotschaft des Unternehmens, über die wichtigsten Neuerungen und Produkte mit passenden Fotos und Ansprechpartner, das ganze auf einem elektronischen Datenträger kostet im Vergleich zu einem Messestand praktisch kein Geld und erleichtert für alle Beteiligten die Arbeit.
Konsequente Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist nur ein Mosaikstein im Gesamtbild eines Unternehmens. Völlig falsch ist die Annahme, dass mit einem einzigen öffentlichen Auftritt die große Auftragsflut über ein Unternehmen hereinbricht.
Was wünschen Sie sich von Unternehmen und PR-Agenturen?
Strobl: Es ist wichtig, Sachverhalte, Produktbeschreibungen und Dienstleistungen in Kürze auf den Punkt zu bringen. Es liegt dann immer an der jeweiligen Redaktion, ob und in welchem Umfang diese Botschaften kommuniziert werden. Ein Beispiel: Ich las eine Kurzmeldung vom NÖ Pressedienst über einen Tischler aus dem Walviertel, der aus alten Hobelbänken Sanitärmöbel anfertigt. Eine interessante Marktnische. Nach persönlichem Kontakt mit dem Unternehmer produzierte ich einen umfangreichen Artikel.
Für Fachzeitschriften eignen sich „Best-Practice-Berichte“ optimal um z. B. neue Produkte, Methoden und Techniken anschaulich und praxisnah darzustellen.
Sowohl Unternehmen als auch PR-Agenturen können Journalisten und Redakteure dabei unterstützen, die wichtigsten Akteure eines Projekts wie z. B. Nutzer, Planer und Handwerker vor Ort an den Tisch zu bekommen und technische Details bereitzustellen. Im Zuge eines Interviews mit den Fachleuten und einer anschließenden Objektbesichtigung mit Fototermin kann das Thema punktgenau auf die Leser zugeschnitten werden. Dieser Vorgang dauert maximal zwei Stunden und bürgt für absolute Exklusivität.
Was macht gute PR-Arbeit aus? Womit hinterlässt man einen positiven Eindruck und erhöht die Chancen auf Veröffentlichung?
Strobl: Flexibilität, Fachwissen und gute, persönliche Branchenkontakte sind eine optimale Basis für langjährige, produktive Zusammenarbeit. Auch gegenseitiges Vertrauen ist wichtig. Wenn mir jemand sagt, diese Information ist jetzt „out of record“ dann schreibe ich auch nicht darüber. Da ich für Fachzeitschriften im monatlichen Rhythmus arbeite, leide ich nicht so unter Zeitdruck wie Kolleginnen und Kollegen von Tageszeitungen. Rasche und professionelle Reaktion auf eine Anfrage und ein zeitnaher Rückruf von Agentur- bzw. Unternehmensseite sind sicher von Vorteil. Es gibt Unternehmen, die das vorbildlich umsetzen, die Arbeit in einer Redaktion verstehen und damit auch die Zusammenarbeit fördern. Diese Unternehmen sind meist auch öfters in Magazinen vertreten. Erinnern möchte ich an dieser Stelle auch an qualitativ hochwertige Fotos und vor allem Angabe der Fotorechte.
Wie regelmäßig sollte man Ihrer Meinung nach von sich hören bzw. lesen lassen – wann wird jemand als lästig abgestempelt?
Strobl: Prinzipiell lautet das Motto: „Tue Gutes und rede darüber.“
Interessante Meldungen werden für Journalisten bzw. Redakteure nie lästig.
Von zahlreichen Unternehmen erhalte ich wöchentlich Informationen und es liegt dann an mir bzw. an dem jeweiligen Chefredakteur zu beurteilen, diese gleich, später oder eben nicht zu verwenden. Wenn ich z. B. regelmäßig Infos aus einer Branche erhalte, welche ich prinzipiell nicht in einem Fachmedium verwerten kann und diese Infos mich auch nicht interessieren, so teile ich das der Pressestelle höflich mit. Damit hat erfahrungsgemäß niemand ein Problem. Oftmals sende ich interessante Beiträge – welche nicht in meine Branche passen – an zuständige Kolleginnen und Kollegen weiter. Umgekehrt erhalte auch ich immer wieder interessante Infos von Berufskollegen. So gesehen gibt es für gute Pressemeldungen auch immer eine gewisse „Umwegrentabiltät.“
Herr Strobl, besten Dank für das Gespräch.
Beitragsbild: Bethany Legg